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Im Ruhrgebiet (Gegenlicht)

by Chargesheimer (*1924, †1971)

Die Arbeit „Im Ruhrgebiet“ ist Teil der Ruhrgebiets Serie, die Chargesheimer Mitte der 1950er Jahre im Rahmen der gleichnamigen Publikation, aufnahm. 157 der Aufnahmen sind in dem Bildband „Im Ruhrgebiet“ von 1958 abgedruckt. Die Bilder werden von einem Text von Heinrich Böll begleitet. Auf Seite 90 ist das hier beschriebene Bild zu sehen. Im Buch trägt die Arbeit den Titel „Gegenlicht“. Die Abzüge, die Chargesheimer für diesen Bildband entwickelte waren für ihn Arbeitsmaterial und künstlerischer Prozess zugleich. Die Negative betrachtete er als Rohmaterial und vereinzelt zog er auch spiegelverkehrt ab. Die Bilder sorgten 1958 für einen Skandal, weil sie das Ruhrgebiet und seine Menschen ungeschönt zeigten. Bergleute und Stahlarbeiter machten in dieser Zeit das deutsche Wirtschaftswunder möglich, doch das Abbild, welches Chargesheimer vom Ruhrgebiet zeigte beleuchtet die Prozesse der Industrialisierung mitsamt der schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen und den Spuren einer ausgemergelten und ausgebeuteten Landschaft. Dies war seine persönliche Sicht und entsprach seinem künstlerischen Gestaltungswillen. „Wer ein guter Fotograf sein will, muss mehr sehen als die anderen und anders sehen als die anderen“, so Chargesheimer. In der Tat war trotz des Aufschwungs 1957 ein Wendepunkt in der Industriegeschichte dieses Gebietes. Die Öffnung zum Weltmarkt und die Energiewende war der Beginn eines Endes. Der Erfolg mit Kohle und Stahl dieser Region stand infrage. Die Aufnahmen treffen den Nerv der Zeit und spiegeln den Wendepunkt von wirtschaftlichem Höhepunkt und Niedergang wider.

  • Date

    ca. 1956

  • Material

    Gelatin silver print

  • Size

    30.5 x 48.5 cm

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